scheiss averell...

Der leichte Junge mit den blauen Schuhen

Nu isser weg, seit fast einem Monat. Schnell ging's. So schnell, dass an einen Transfer mit Wochenfrist so richtig keiner glauben mag. Nach dreieinhalb Jahren im Bundesligakader des VfB und 99 Spielen (40 Tore) verlässt Kevin das Schwabenland in Richtung Ruhrpott und der Herbertstraßenfiliale auf Schalke. Schon nach zwei Tagen ist die Homepage umgebaut. Schon sind die Verhandlungen, die angeblich erst zwei Wochen, offiziell gar nur drei Stunden, andauerten, in trockenen Tüchern. Ob da jemand wohl schon eine ziemlich lange Zeit wusste, dass er seinen Vertrag im Schwabenland nicht erfüllen wird? Sorgenvoll stellen sich Freunde der Familie die Frage: Wie kann man nur sein Kind so sehr hassen, dass man es in Gelsenkirchen zur Welt bringen will...?

Kevin, der werdende Vater hat sich dazu durchgerungen, für sich und seine Familie das Beste zu machen und die mit rekordverdächtiger Menge an Feinstaub belastete schwäbische Hauptstadt zu verlassen, da man im Luftkurort Bad Gelsenkirchen zukünftig feinste Ruhrgebietsluft schnuppern kann. Die Halb-Landsmänner Bordon und Ailton hatten bei ihrem Wechsel zu Schalke ebenso betont, dass sie an ihre Familien denken müßten, weswegen sie ja praktisch genötigt waren, die zufälligerweise gut dotierten Verträge anzunehmen, damit man die hervorragenden infrastrukturellen Einrichtungen im Kohlenpott, die unbeschreibliche Landschaft, die legendäre Freundlichkeit der Menschen im Ruhrgebiet und die vorzüglichen schulischen Einrichtungen rund um Schalke genießen könne. Ne, is' klar. Gesprochen mit Mittermeier: "Und der Pilot dreht um und fliegt zurück!"

Kuranyi behauptet, er sei auf der Suche nach einer neuen sportlichen Herausforderung über Schalke gestolpert. Als Freund des arithmetischen Mittels möchte ich Herrn Kuranyi mal die sportliche Bilanz der letzten drei, fünf und zehn Jahre darlegen. Der VfB erreichte in den letzten 10 Jahren durchschnittlich den 6,78. Platz, Schalke war im Durchschnitt besser: Platz 6,60 !! In den letzten fünf Jahren war Schalke klar vorne (4,60 vor 6,80) allerdings war der VfB in den letzten drei Jahren eindeutig vorne (3,67 vor 5,33). Nimmt man den absoluten Wert (erzielte Punkte) statt des relativen Wertes (Tabellenplatz), so sieht man, dass der VfB und Schalke wirklich in "einer Liga" in der Liga spielen. In den letzten zehn Jahren holte der VfB im Mittel 52,1 Punkte pro Saison, Schalke nur 51,6. In den letzten fünf Jahren war Schalke besser und holte 57,0 Punkte im Vergleich zu 53,8 Punkten, die nach Stuttgart gingen. Im Vergleich der letzten drei Jahre sind die Schwaben wieder vorne: 60,3 Punkte und damit über 6 Punkte vor den Schalkern, mit 54,0 Punkten im Schnitt.

Sicherlich spielt Schalke diese Saison in der Champions League, doch die Wahrscheinlichkeit, mit dem VfB nächste Saison selbiges auch zu erreichen, ist doch mindestens genau so hoch wie auf Schalke - es sei denn, man hat einen Stürmer, der in der Rückrunde irgendwie nur noch daneben trifft. Komisch. Man mag Kuranyi nicht unterstellen, dass er absichtlich nicht mehr traf, um den neuen Arbeitgeber zu erfreuen. Dagegen spräche schon der im Alleingang von Kuranyi erzielte 3:0 Sieg des VfB gegen Schalke.

Man muss Kuranyi und Konsorten verstehen: es geht nicht einfach nur um Geld, nein, es geht hier um so richtig-scheiße-viel Geld, dass man zum Kacken die Schüssel unter den Arsch geschoben bekommt! Der Kicker rechnet ein 20-Mio-Euro-Paket aus. Inklusive der Ablöse (rd. 7 Mio) kostet das panamesich-brasilianisch-teutonische Chancentod-Paket also 20 Mio, macht rund 13 Mio Handgeld und Gehälter. Dazu kommen noch Gelder des (für Kuranyi) neuen Ausrüsters - siehe weiter unten. Geld ist wichtig, keine Frage, und wenn ich bei Firma X mehr verdiene als bei Firma Y, dann werde ich noch vorgestern den Arbeitgeber gewechselt haben. Da bin ich auch so ehrlich, und gebe dies zu: ich will mehr Geld, deswgen wechsle ich den Arbeitgeber. Ob aber der König Fußball ein Wirtschaftsbereich unter vielen ist, oder ob er doch eine Branche sui generis darstellt, sei der Deutung der Fans überlassen. Welcher "normale" Staatsbedienstete jubelt nach Erledigung des letzten Steuerbescheides wie ein angeblich vergleichbar "normaler" Angestellter eines Vereins nach dem entscheidenden Torerfolg, der zur Meisterschaft oder zum Nicht-Abstieg führt? Welche Putzfrau küßt das Emblem der Firma, wenn sie das Waschbecken sauber hat, so wie ein Spieler demonstrativ das Vereinslogo auf ihrem Trikot abknutscht? Welcher Abteilungsleiter verpasst nach 45 Minuten Arbeit seinen Untergebenen einen dermaßen heftigen Einlauf, dass in den nächsten 45 Minuten gerannt, geschuftet und geackert wird?

Nein, Fußball ist mehr als irgendein Wirtschaftsbereich im Freizeitsegment, irgendeine Dimension der Arbeitswelt oder irgendein rationaler erklärbarer Bereich der Ökonomie. Sicher, sowohl Hintergrund als auch Basis und Fundament des (modernen) Fußballs müssen ökonomisch stimmen. Wer einen Abramowitsch hat, muss sich weniger Sorgen machen als andere Vereine. Doch trotz seiner potenten Geldgeber wird beispielsweise der AS Monaco nur ein elitärer Haufen kickender Söldner bleiben, mit der Fangemeinde, die eines ukrainischen Drittligisten nicht würdig wäre. Deswegen ist ein Wechsel eines Spielers nicht mit dem "normalen" Wechsel der Arbeitsstelle zu vergleichen. Man denke nur an Roberto Baggios Wechsel von der Fiorentina zu Juventus im Jahre 1990, als Florenz in Krawallen versank. Deswegen sollte man als Liebling der (weiblichen und jungen) Fans sich seiner Verantwortung bewusst sein.

Wer will es den VfB-Fans verdenken, dass sie a) Kuranyi (im Gegensatz zu Hleb) zur persona non grata erklären, b) Schalke zum Hassverein No.1 ausrufen - in Ermangelung eines Derby-Gegners nächste Saison und c) vom Ende der Moral im Fußball sprechen? Schon wird Kuranyi als Averell Dalton verunglimpft, in Foren als der gemeinhin "Unaussprechliche" betitelt und in mannigfaltigster Form in die moralische Nähe einer Bordsteinschwalbe gerückt. Es geht wohl weniger um einen Wechsel an sich, sondern um die Begleitumstände und die Vorgeschichte.

Dieser Transfer wurde von langer Hand vorbereitet, nach dem höchsten Gewinn ausgerichtet und angedacht. Die Gründe für Kuranyis Wechsel liegen weiter zurück und tiefer verborgen, als man vermuten mag. Der Transfer zu Schalke begann wohl im Dezember letzten Jahres, als Kuranyi mit seinem Ausrüster Puma einen neuen Individual-Vertrag aushandeln wollte. Adidas und Nike boten mit und Adidas machte mit angeblich 4 Mio für 10 Jahre (plus Prämien) das Rennen, so wurde es Anfang Februar gemeldet. Schon einen Tag später begannen in den Foren die Spekulationen. Wie kann Adidas einem Spieler, der langfristig an einen Puma-Verein gebunden ist, einen solchen Vertrag anbieten? Na klar, wenn sie wissen, dass der Spieler bald nicht mehr bei einem Puma-Verein ist, bzw. dies zu einem Vertragsdetail gemacht wird!

Ein weiteres Indiz konnte der gewiefte Fernsehzuschauer Anfang Juni beim Länderspiel Deutschland-Russland erkennen. Kuranyi lief in blauen Schuhen auf! In Adidas! Und das, als Kuranyi noch beim VfB angestellt war... Wem das nicht schon alles sagte! Bah!

Besonders geschmacklos wurde der Transfer - wer auch immer ihn bezahlt hat - als Kuranyi und sein Berater, der Talentiertere der Förster-Brüder, eigentlich Rot hätten sehen müssen, wegen Nachtretens. Da wurde das Märchen erzählt, der VfB hätte Kevin halten können (wie labil kann ein 23-jähriger Multimillionär sein, dass man ihm via Anruf von einer einschneidenden Entscheidung abhalten könnte???), da wurde behauptet, der VfB wäre froh über den Abgang gewesen und die Verantwortlichen hätten sich nicht um ihn gekümmert. Schon im Januar mutmaßte der Kicker unter der Überschrift "Unruhe durch Hildebrand und Kuranyi", letzterer bereite schon gezielt seinen Abgang vor. Immer wieder in den letzten sieben bis acht Monaten (seit dem Adidas-Deal??) geriet Kuranyi mit den Verantwortlichen des Vereins aneinander, bis Staudt der Kragen platzte. Zufall oder Politik des Spielers? Man erinnere sich daran, dass urplötzlich, als Kuranyi um einen neuen Vertrag beim VfB feilschte, der AC Mailand angeblich brennendes Interesse hatte! Förster und Konsorten treiben ein falsches Spiel und damit den Preis ihrer Schützlinge hoch. Niemand wird behaupten, dass es illegitim wäre, möglichst viel Geld zu machen, aber in derart korrupten Zeiten täte ein wenig mehr Ehrlichkeit allen Protagonisten im Fußball ganz gut.

Nicht nur Sport1 fiel auf, dass Kuranyi den Fans einen herben Schlag versetzte. Besonders schlimm ist, dass Kuranyi die Schalker Fans lobt (!!!) und den Stuttgarter Fans ein derbes Zeugnis ausstellt. So weint die Diva bei n-tv: "Werder Bremen wurde nach dem Double-Gewinn nur Dritter und trotzdem haben die Fans gejubelt. Aber in Stuttgart wirst du sogar als Dritter ausgepfiffen." Und das sagt ein Spieler, der Champions League spielen will und mit seinem Team nach rund 80 % der Spieltage mindestens auf dem dritten Tabellenplatz lag. NATÜRLICH ist ein fünfter Platz am Ende der Saison viel zu wenig, entsprechende Leistungen, wie beim 0:0 am 30. Spieltag gegen Wolfsburg (ohne Kuranyi) kann man mit einem solchen Anspruch nicht akzeptieren! Allerdings: gerade die Cannstatter Kurve stand (wie bei jedem Spieler im Brustring-Trikot) hinter Kuranyi und gab in Cim-Bom-Bom-Manier immer wieder - auch zu Averells schlechten Zeiten, die durchaus häufig waren - "Ku-Ku-Kuranyi" zum besten. Und die Kurve sang....

You are my Kevin, Kevin Kuranyi!
You make me happy, when skies are grey!
We want for Elber, but he`s a wanker!
So please don`t take my Kevin away!

Heute ist auch er ein wanker. Bleibt abzuwarten, ob er die weltberühmte Unterstützung der "Schalker Familie" ebenso genießt, wie weiland Agali, Haito, Djordjevic, Mpenza. Nicht mehr lange, und auch Kuranyi wird einer der "Scheiß-Millionäre!"

So sehr der Abgang von Lahm und Hleb vom VfB schmerzen: mag wünscht beiden viel Erfolg und dankt für die gute Zeit. Bei Kuranyi bleibt nur der schmutzige Transfer hängen. Man wünscht ihm nur noch eins: mehr Gegenspieler wie den Ex-Borussen und Ex-Ranger Moore, der beim Confed-Cup mal dem Schönspieler zeigte, wo der Hammer hängt.

Zu guter Letzt noch ein Geschenk-Tipp: Wer einen VfB-Fan zum Freund hat, kann sich dessen Freundschaft mit einem netten Präsent von EBay problemlos verscherzen.


gesehen bei blutgraetsche.de



VFB-VFB-VFB !

und zu schlake: ihr seid scheisse wie der fcb!
p9berlin - 7. Aug, 17:50

haha

sehr wahr, sehr guter text, jungsi, hab lachen muessen. die huuuure!!!!

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