p9:blog

Eine Bitte an euch: Kann mir irgendjemand sagen, ob man in Deutschland das P9:Blog schon über www.p9berlin.de erreichen kann? Ich weiss nicht, wieso, aber aus unerfindlichen Gründen ist die Domain www.p9berlin.de hier in China geblockt. Wollte nur wissen, ob das mit der Umleitung schon klappt. Danke.

Der Frühling ist da - und mit ihm kommen auch die seltsamen Gefühle in der Magengegend. Auch die chinesischen Stelzböcke sind jetzt verstärkt auf der Jagd und stellen dem weiblichen Geschlecht nach - mit allen Mitteln, wie ich gestern nacht feststellen musste. Wir waren ordentlich angeheitert in einer netten Bar, als plötzlich ein kleiner Streit unter chinesischen Halbstarken um eine junge Dame ausbrach. Das ganze eskalierte, und am Ende schlugen sich die beiden Kontrahenten (und ihre Freunde) mit allen erdenklichen Gegenständen auf alle erdenkliche Körperstellen: Bierflaschen, Obstschalen, Barhocker und Eiskübel fanden Anwendung. Hauptsächlich bearbeiteten sie damit die Köpfe ihres Gegenübers. Die netten Sicherheits-Genossen (die es in jeder Vergnügungslokalität zwangsweise gibt..) glänzten wie immer mit Desinteresse und Unvermögen. Als die schlimmsten Prügelknaben von den schwitzenden Kellnern mit Mühe und Not nach draussen verfrachtet worden waren, war mein weißes Hemd voller Chinesen-Frühlings-Blut. Geilo! Aber Gott sei Dank gibt es in Ricks Bar die funky Toilettenfrau, die bei der Arbeit nicht nur tanzt, sondern auch ungemein hilfsbereit und reinigungstechnisch versiert. So weit, so gut, passiert mal. Dachte ich. Heute mittag dann passierte Folgendes: Der Kater war kaum verflogen, ich auf dem Nachhause-Weg vom Frühstück. Geschrei von hinten. Hm? Was sehen meine Augen? Zwei sich am hellichten Tag prügelnde Chinesen. Und nein, diesmal waren keine Flaschen oder Stühle zur Hand. Aber glücklicherweise hatte der eine der Beiden eine Säge (!!!) dabei. Und damit lässt sich auch ganz gut verdreschen. Hatte zwar kein weißes Hemd an, aber wollte ich mir trotzdem nicht antun. Und weg war ich. Komisch, China im Frühling...

(aus ner Berliner online Zeitung)

Sie will unbedingt ins Cafe Burger, wenn sie nächste Woche kommt. Das Kaffee Burger ist angeblich cool, da ist die Literaturszene, da legt der Kaminer auf, da kotzen die Ukrainer auf dem Klo, und die Exilrussin schunkelt den Ausschnitt. So zumindest geht die Fama in anderen Städten, in denen verhuschtes Deutschlehrertum glücklich ist, im LK den politisch korrekten Kaminer durchzunehmen, statt dem schnöseligen Christian Kracht.

Das Burger und sein Nachbar, der Club der polnischen Versager, sind für dich No Go Areas, auf einer Stufe mit dem Käfer Festzelt auf dem Oktoberfest. Pseudo pur. Authentisch wie Eichenimitat. Sie will die Subkultur, das Andere, das Fertige, das Kaputte. Kann sie haben. Du wirst mit ihr einfach ein paar Meter weitergehen, zum Schlemmer Pavilion. Der Pavillion ist so eine Art Anlaufstelle für die Sorte schräge Gestalten, über die Kaminer schreibt.

Du hast ihn für dich entdeckt, als dich diese russischen Gitarrenspieler mit ihren Rädern umgenietet haben. Es tat ihnen furchtbar Leid, dass sie dich von hinten auf dem Bürgersteig niedergewalzt hatten, und sie meinten, auch wenn nichts passiert sei: Du müsstest zumindest was mit ihnen trinken. Das war fast genau vor dem Burger, und sie sind mit dir dann die Strasse runter zum Pavilion, wo man sie wohl schon kannte. Seitdem du diese ganze Nacht mit den russischen Gitarristas durchgequatscht hast, zieht es Dich immer wieder mal hier her. Es ist die letzte Essenstanke vor der Autobahn in die überteuerte Mitte. Gleich hinter dem nächsten Trümmergrundstück zahlt man mehr für sehr viel weniger, ohne dass die Stadt dort weniger kaputt wäre.



Du lehnst also manchmal am Tresen, riechst die authentischen Currywürste, von denen jeder Ernährungswissenschaftler in 100 Meter Umkreis ein Lungenödem bekäme, erstichst mit der bunten Plastikgabel die Pommes und schaust zu, wie die Touris Richtung Ausplünderung vorbeiziehen. Es gibt hier so ziemlich alles an Junkfood, was man eben in so eine Bude reinpferchen kann. Der Fettgehalt ist erheblich, nur an den Stehtischen sind sehr dünne Mädchen aus dem Osten mit unklarer Tätigkeit. Die Holzlattenwände halten den kühlen Wind ab, und aus dem Pavillion sickert Wärme. Manche reden hier deutsch, viele andere nicht. Es ist sehr angenehm, mal eine Weile die Akustik von Budapest bis nach Kirgisien zu hören. Dein Leben ist schön, weil du mal eine Stunde lang dein normales Dasein vergessen kannst.

Und wenn du um nach Mitternacht da bist, bekommst du auch die Zahnarzttöchter aus dem Burger zu Gesicht. Die kommen dann meistens einsam, abgebrannt und zugedröhnt raus und versuchen, sich mit den letzten paar Centmünzen noch einen Hamburger-Deckel für einen Euro über die Alksuppe in den Gedärmen zu kaufen. Das wirst du deiner Bekannten zeigen, und sie wird froh sein, dass sie nicht im Burger, sondern mit dir hier im Pavilion ist.

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Schlemmer Pavilion (€)
Ecke Alte Schönhauser Strasse/Torstrasse
10119 Berlin